Bajuwarisierung

Bayern-Flagge

Gestern las ich, dass jemand fragte, wie man am besten Weißwürste grillt – mich durchzuckte ein innerer Schmerz: Weißwürste grillen??? Dann kam mir eine weitere schmerzliche Erkenntnis. Sollte ich etwa Anpassungserscheinungen zeigen?

Meine Freundin erzählte mir, sie hätte es sehr verstört, dass eine weitere Freundin statt „Guten Tag“ inzwischen völlig selbstverständlich „Grüß Gott“ sagen würde, wenn ihr jemand auf der Treppe begegnet. Und ich stellte fest: ich auch! Ich sage „Grüß Gott“, obwohl ich nicht mal getauft bin. Einfach nur deshalb, weil es alle machen. Drei Jahre in Bayern lassen mich auch Brötchen als Semmel bezeichnen, ich weiß, dass man zu Frikadellen Fleischpflanzerl zu sagen hat, und ich komme auch damit klar, ein Radler statt ein Alster zu bestellen. Erfolgreiche Gehirnwäsche?

Dennoch bin ich natürlich weiterhin ein „Saupreiß“, da kann ich mich anpassen, wie ich will (will ich überhaupt?). Beim Sprachtest („Oachkotzlschwoaf“) falle ich natürlich regelmäßig durch – aber hat man jemals erlebt, dass ein Niedersachse einen Rheinländer mit dem Wort „Griechisch“ gefoltert hätte???

Besonders deutlich wird diese bayerische Negativhaltung gegenüber Nordlichtern wie mir beim „Abschiedsgruß-Mobbing“. Vorher hatte es mich wirklich verstört, dass auf mein freundliches „Auf Wiedersehen“ grundsätzlich ein „Auf Wiederschauen“ erwidert wurde, versuchte ich es dagegen mit „Auf Wiederschauen“, hörte ich „Auf Wiedersehen“. Nachdem mir von einem hilfreichen Zeitgenossen erklärt wurde, dass das die Leute machen, um einen zu ärgern, um zu zeigen „Du gehörst nicht dazu“, verabschiede ich mich grundsätzlich nur noch unbajuwarisch mit „Tschüß“. Auf „Grüß Gott“ mit dem albernen preußischen Gruß „okay, mach ich, wenn ich ihn sehe“ zu antworten, habe ich mir bisher allerdings verkniffen 😉

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