Gesehen: Oktoberfest

Oktoberfest

Das Münchner Oktoberfest, ein Phänomen – internationaler Treffpunkt von Millionen und Kristallisationspunkt von Erwartungen. Das größte Volksfest der Welt ist in OKTOBERFEST mehr als Masse, Maßkrug und Melting Pot, ist Mythos und Magie, Endstation Sehnsucht. In der jährlichen Ausnahmesituation zwischen harter Wirklichkeit und hellem Wahnsinn wird die Wiesn zur hemmungslosen Superparty, zum Ort zerplatzter Illusionen und romantischer Träume, falscher Versprechungen und verrückter Hoffnung. Weitab von jedem Klischee treibt Regisseur Johannes Brunner sieben spannende Geschichten von völlig unterschiedlichen Menschen wie Keile in den „Monolithen Oktoberfest“, verwebt in diesen deutschen „Short Cuts“ das große Schicksal und die Suche nach dem kleinen Glück zu einer atmosphärisch dichten „comédie humaine“ an deren Ende es heißt Arrivederci, Au revoir, Good Bye, Sayonara, Auf Wiedersehen!

Ich hatte ja eine Menge Vorurteile. Aber ich wurde eines Besseren belehrt – dieser Film ist einfach schön. Das Konzept allein ist schon mutig, denn der Film wurde mitten im Geschehen gedreht. Zwischen gröhlend-besoffenen „echten“ Oktoberfestbesuchern muss da geschauspielert worden sein – es ist faszinierend, dass das offenbar kaum aufgefallen ist. Die Geschichten wirken nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern sind wirklich pfiffig miteinander verknüpft, und so gut gemacht, dass man darin absolut nicht den Faden verliert:

– Eine Japanerin auf Hochzeitsreise gerät an einen Italiener
– Ein Junge im Rollstuhl belästigt die Polizei mit Hinweisen auf das Attentat vor 25 Jahren
– Eine Bierzeltbedienung hat ihren untreuen Ehemann satt
– Ein geschiedener Vater und seine halbwüchsigen Kinder
– Der Abschied einer Geisterbahn und ihrer Besitzter vom Schausteller-Leben
– Zwei Mädels aus Hamburg suchen das Abenteuer

Alles miteinander verknüpft… auch die Hamburger Mädchen geraten an einen der Italiener. Der japanische Mann landet betrunken im Sanitätsbereich, wo auch ein Kollege der Kellnerin behandelt wird. Der Junge im Rollstuhl trifft die Tochter der Geisterbahnbesitzerin. Eines der Kinder fährt heimlich Geisterbahn. All dies und noch viel mehr passiert an einem einzigen Tag, dem letzten Tag des Oktoberfests 2004. Mal ist es tragisch, mal komisch, oft melancholisch, und vor allem wird deutlich, dass das Fest ein ganz irrwitziger menschlicher Ausnahmezustand der Gefühle ist. Ich finde den Film absolut sehenswert.

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